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9. Dezember 2025Im Interview mit Loginfo24 blickt Philipp Pfister, Sector Vice President bei Transporeon, einem Unternehmen von Trimble, auf das zu Ende gehende Jahr zurück und wagt auch einen Ausblick. Seit mehr als 20 Jahren digitalisiert und transformiert Transporeon den Transport. Die Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil des Ökosystems von Verladern und Spediteuren und verbindet Menschen, Orte und Dinge.
Von: Andreas Müller
(Ulm) Philipp Pfister analysiert im Gespräch mit Loginfo24 die Entwicklungen des Jahres 2025, ordnet die Auswirkungen der Integration in den US-Technologiekonzern Trimble ein und spricht über die aktuellen Prioritäten seiner Kunden. Zudem wagt er einen Blick nach vorn: Wie sieht die Zukunft der Logistik 2026 aus – und welche Rolle wird Transporeon in diesem neuen Umfeld spielen?
Loginfo24: Philipp Pfister, Wie würden Sie das Jahr 2025 insgesamt für die Logistikbranche bewerten – wo lagen die größten Herausforderungen, wo die Chancen?
„Während wir weiterhin mit wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Volatilität konfrontiert waren, hat sich die Anpassungsfähigkeit definitiv als der neue entscheidende Wettbewerbsvorteil herauskristallisiert. Die Unternehmen, die an der Spitze standen, konnten erfolgreich menschliches Urteilsvermögen, digitale Innovation und operative Resilienz miteinander kombinieren.
Wir konnten definitiv ein wachsendes Interesse und eine größere Offenheit gegenüber KI beobachten: Immer mehr Unternehmen wechselten von KI für Aufgaben wie Routenoptimierung hin zur autonomen Entscheidungsfindung.“
Die Übernahme von Transporeon durch Trimble Inc. wurde im April 2023 abgeschlossen. Welche Auswirkungen hatte dieser Schritt intern und extern – sowohl operativ als auch strategisch?
„Die Übernahme von Transporeon durch Trimble zielte darauf ab, durch die Bündelung der Stärken beider Unternehmen einen signifikanten Mehrwert für Kunden weltweit zu schaffen. Dabei ergänzten sich die Unternehmen optimal: Während sich Trimble in Nordamerika historisch gesehen auf Spediteure konzentrierte, brachte Transporeon aus Europa die Expertise in der Zusammenarbeit mit Verladern ein. Durch die Zusammenführung dieser Märkte können wir nun die gesamte Lieferkette von der Planung bis zur Auslieferung bedienen und die Abläufe an jedem Punkt der Lieferkette optimieren: vom Transportmanagement über die Wartung, Nachverfolgung und Transparenz bis hin zur Routenplanung und -optimierung sowie Sicherheit und Compliance.“
Aus Ihrer Sicht: Was sind derzeit die drei wichtigsten Themen, die Ihre Kunden beschäftigen – und wie adressiert Transporeon diese?
„Wir sehen derzeit drei strategische und miteinander verwobene Themen, die unsere Kunden am stärksten beschäftigen:
Erstens steht die Erhöhung der operativen Resilienz in volatilen Märkten im Vordergrund, da die Logistik insbesondere seit 2020 mit ständigen Turbulenzen wie der Blockade des Suezkanals, Angriffe auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer, dem Ukraine-Krieg, Inflation und Kapazitätsengpässen konfrontiert ist. Wir adressieren dies, indem wir manuelle Arbeit reduzieren, Prozesse automatisieren und die Kollaboration über unser großes Netzwerk fördern. Dies ermöglicht es den Teams unserer Kunden, sich in diesem sich ständig ändernden Umfeld auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist.
Zweitens suchen unsere Kunden nach pragmatischen Wegen, um Nachhaltigkeit durch gesteigerte Auslastung und Effizienz zu erreichen. Wenn beispielsweise ein Lkw nur 10 statt 30 Paletten transportiert, ist das eine Ressourcenverschwendung. Wir stellen effiziente Planungs- und Beschaffungslösungen bereit, um Leerkilometer zu reduzieren, Ladungen zu konsolidieren und Wartezeiten an Docks zu verkürzen.
Drittens zeigen unsere Kunden ein wachsendes Interesse an KI-gestützten Tools, da sich der Schwerpunkt von verschiedenen Tests zu einer konkreten Nachfrage nach datenbasierten Entscheidungshilfen verändert hat. Die Grundlage dafür bildet die enorme Datenmenge unseres Netzwerks, das aus mehr als 1.500 Verladern und über 180.000 Spediteuren besteht, die täglich mehr als 115.000 Transporte über unsere Plattform durchführen. Diese Daten sind das Fundament für unsere Benchmarking-Tools, prädiktiven Analysen und KI-basierenden Entscheidungsunterstützungen . Ein Beispiel für unsere KI-Tools sind „Autonomous Procurement“ und „Autonomous Quotation“. Sie ermöglichen es Nutzern, den gesamten Prozess der Angebotsabgabe, Verhandlung und Zuweisung von Spot-Sendungen von einem einzigen Zugangspunkt aus vollständig zu verwalten und zu automatisieren. Das führt zu einer deutlichen Optimierung der Abläufe sowohl für Verlader als auch für Frachtführer.“
Wie sehen Sie die Logistikbranche für 2026 aufgestellt – welche Trends werden sich durchsetzen, und wo sehen Sie mögliche Stolpersteine?
„Für die Logistikbranche wird das Jahr 2026 ein Jahr des Übergangs sein, in dem die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen über ihren Erfolg entscheiden wird.
Die wohl größte Chance liegt in der raschen Reifung der künstlichen Intelligenz (KI). Die Branche bewegt sich dabei von der Experimentierphase hin zur flächendeckenden, realen Einführung. KI-Lösungen sind für Unternehmen jeder Größe zugänglich geworden und wurden erfolgreich in Mainstream-Anwendungen überführt, die operative Intelligenz liefern – darunter prädiktive Wartung, Netzwerkoptimierung und dynamische Preisgestaltung. Dabei etabliert sich ein neues Verständnis der Technologie: Die KI wird zunehmend als “Kollege“ eingesetzt. Die Fragen in den Führungsetagen lauten insofern nicht mehr, ob KI helfen kann, sondern vielmehr, wie schnell sie konkrete, messbare Ergebnisse liefert.
„Der Fahrermangel ist und bleibt eine weitere Herausforderung der Branche.“
Die Datenqualität ist eine zentrale Herausforderung, vor allem im Hinblick auf die breitere Anwendung von KI. Autonome KI-Systeme benötigen strukturierte, standardisierte Daten. Da die Logistik jedoch traditionell stark fragmentiert ist, ist die Konsolidierung und Bereinigung dieser Daten die größte Hürde für eine erfolgreiche und flächendeckende Implementierung von KI-Lösungen.“
Das Change Management bleibt eine weitere KI-bezogene Herausforderung. Erfolgreiche Unternehmen erkennen, wie wichtig es ist, Change Ambassadors in ihren Teams zu ernennen. Diese erfahrenen Mitarbeiter können die Lücke zwischen alten Prozessen und neuen Technologien schließen und ihren Kollegen dabei helfen, den Übergang mit Glaubwürdigkeit und Empathie zu meistern.
Und für Transporeon konkret: Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie für 2026? Bleibt der Name „Transporeon“ bestehen – oder wird eine neue Markenstruktur unter Trimble eingeführt? Weist die Umbenennung des Transporeon Summit in Trimble Insight Europe in die künftige Richtung?
„Es wird ein globales Trimble Transport & Logistik-Segment geben, in dem die Transporeon-Plattform integriert ist – entsprechend wurde auch der Transporeon Summit umbenannt.“
„Ziel ist ein führendes, durchgängig vernetztes Transportökosystem, das Shipper, Retailer, Carrier und Logistikdienstleister auf einer gemeinsamen Infrastruktur zusammenführt. Mit einer starken Marktpräsenz in Nordamerika – wo über zwei Millionen Lkw und über 85 Prozent der 200 größten Flotten mit Trimble-Technologie betrieben werden – sowie dem weltweit größten europäischen Frachtnetzwerk mit mehr als 180.000 Carriern und über 1.500 Verladern, schafft Trimble die Basis für einen globalen Netzwerk-Effekt. Der Weg nach vorn ist klar: ein Ökosystem, das Transporte sicherer, einfacher und effizienter macht und Unternehmen weltweit neue Skalierungs- und Effizienzpotenziale eröffnet.“
Philipp Pfister wurde im Januar 2025 zum Sector Vice President von Transporeon bei Trimble ernannt und ist seit 2012 ein fester Bestandteil von Transporeon. Dank seiner umfangreichen Erfahrung im Bereich Customer Delivery hat er einen scharfen Blick für die wesentliche Verbindung zwischen technologischen Lösungen und der Befähigung der Menschen, die sie nutzen.
„Im Bereich der KI bieten Supply-Chain-Lösungen, die diese Technologie nutzen – kombiniert mit dem größten verwalteten Netzwerk und dem umfassendsten Datensatz – einen einzigartigen Vorteil. Transporeon, zusammen mit einem kundenorientierten Team, das sich um echte, alltägliche Probleme kümmert, ist die beste Lösung, um unser Netzwerk beim Gütertransport zu unterstützen..“
Fotos: © Transporeon






